Bildung und digitaler Kapitalismus

– ein Positionspapier

Dieses Papier formuliert grundlegende Positionen der Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus im genannten Themenkontext. In Abschnitt 1 wird das Verhältnis von Kapitalismus und digitalen Technologien beschrieben und kritisch betrachtet. Abschnitt 2 skizziert das Verhältnis von Bildung und digitalem Kapitalismus, und zwar auf vier Ebenen:

  1. Begriffe, Subjekte und Ziele von Bildung 
  2. Bildungspolitische Programmatiken
  3. Digitale Infrastrukturen der Bildung
  4. Didaktiken und Bildungsmaterialien

Daran schließen in Abschnitt 3 pointierte bildungspolitische Forderungen und Empfehlungen an. [1]

Wir als Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus möchten einen Beitrag leisten, um digital-kapitalistische Formationsprozesse in kritischer Perspektive zu thematisieren und gleichzeitig alternative, nachhaltige Entwicklungspfade  in wissenschaftlichen Kontexten, pädagogischen Handlungsfeldern und bildungspolitischen Öffentlichkeiten zu fördern. Hierzu gehört wesentlich, den aktiven, selbstbewussten und kompetenten Umgang mit digitalen und anderen Medientechnologien im Kontext eines umfassenden Verständnisses von Bildung und Medienbildung zu unterstützen.

Dies bedarf einer inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bildungsbereichen, wie etwa Medienbildung, kultureller und politischer Bildung, gewerkschaftlicher Bildungsarbeit, einem kritischen Journalismus, Initiativen im Bereich freies Wissen, informatischer und ökonomischer Bildung sowie von Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE), auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene.   

1. Kritik am digitalen Kapitalismus

Krisendynamiken und gesellschaftliche Transformationsprozesse werden auf vielen Ebenen beschrieben und kritisiert: eine spekulative Finanzwirtschaft, ein globales Erstarken von rechtspopulistischen und -terroristischen Bewegungen, imperiale Interventionen und Kriege, Krisen der Sozial- und Gesundheitssysteme, die allgegenwärtige Klimakrise und viele mehr. Zudem durchdringen digitale Technologien sehr viele alltäglichen und gesellschaftlichen Bereiche: etwa Wirtschaftsbereiche, politische Öffentlichkeiten, Pandemiemanagement und mobile Kommunikation. Sie betreffen in vielfältiger Form den Umgang mit dem Planeten Erde, kulturellen Gütern und menschlicher Arbeitskraft. Vielfach erweist sich ‚die Digitalisierung‘ als Verstärker für Krisendynamiken und für sozio-ökonomische Ungleichheiten. Gleichzeitig ermöglichen digitale Technologien die Organisation zivilgesellschaftlicher Kräfte im Sinne von Gegenöffentlichkeiten und Gegenhegemonien. Digitalisierung durchzieht nahezu alle Dimensionen von Gesellschaft sowie die Vorstellung einer jeden Person von sich selbst und der Lebenswelt. Wir sind davon überzeugt, dass die spezifischen Ausformungen der genannten Phänomene grundlegend durch kapitalistisches Wirtschaften geprägt sind.

Kapitalistische Wirtschaftsmodelle gibt es weltweit in verschiedenen Formen. Zum digitalen Kapitalismus liegen inzwischen zahlreiche Analysen vor. Generell sind einige grundlegende Strukturprinzipien zu nennen. Dazu gehören das Prinzip der Kapitalakkumulation (Profitstreben) und der Monopolbildung, die Ausbeutung von Lohnarbeitenden und der Natur, das Prinzip der Reduktion von Kosten für menschliche Arbeitskräfte durch den Einsatz neuer Technologien, oder auch das Prinzip der Ökonomisierung und Kommerzialisierung möglichst vieler gesellschaftlicher Bereiche, um für die Kapitalakkumulation stets neue Areale zu erschließen. 

Kapitalistische Wirtschaftsformen erhalten durch die Nutzung digitaler Technologien einen gewaltigen Schub. Dabei korrespondiert die Messbarkeit von Prozessen, Kostenfaktoren, Tauschwerten und Profitraten eng mit der numerischen Repräsentation von Daten unterschiedlicher Art. Die Miniaturisierung und Modularisierung digitaler Bausteine tragen entscheidend dazu bei, Arbeitsaufwand zu reduzieren, Fertigungstechniken und Logistik bei der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation zu informatisieren. Mensch und Leben werden zunehmend den Logiken und Rhythmen von digital-kapitalistischen Infrastrukturen und dem Ausbau von Künstlichen Intelligenzen untergeordnet. Schließlich ermöglicht digitale Interaktivität eine ständige Verfügbarkeit von Menschen und Maschinen. Hinzu kommen neuartige Formen der Marktkontrolle und die Aushöhlung demokratischer Strukturen auf vielen Ebenen – auch in Verbindung mit der Nutzung kommerzieller digitaler Plattformen durch demokratiegefährdende Akteur:innen und Strukturen.

Die Zusammenhänge zwischen den genannten Krisendynamiken und Transformationsprozessen werden wissenschaftlich und politisch unterschiedlich gedeutet. So betonen manche positive Wirkkräfte der Digitalisierung, um die Effizienz des Wirtschaftens ressourcenschonend zu steigern. Andere verweisen auf wachsende ökologische und gesellschaftliche Schäden fortschreitender Digitalisierung. Andere sehen gerade im historischen Argument des technischen Fortschritts die Lösung von bspw. dem Klimawandel oder der Einlösung partizipativer Teilhabeprozesse. Manche setzen politisch auf eine Reform kapitalistischen Wirtschaftens, um es vom ‚Wachstumszwang‘ zu befreien. Andere halten den Kapitalismus für unreformierbar und fordern seine Überwindung. Und natürlich gibt es in diesen Debattensträngen mehr als zwei Positionen.

Dies gilt in ähnlicher Form für Dimensionen von ‘Bildung’ im Zusammenhang mit digital-kapitalistischen Formationen. Trotzdem bündelt Abschnitt 2 einige Kritikpunkte an aktuellen Auffassungen und Entwicklungen. Es ist notwendig, sich differenziert und kritisch mit Fragen der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Dazu gehört – gerade im Bildungsbereich – ein Hinterfragen von Interessen und Strukturen, die Gewährleistung einer pädagogischen Professionalität und demokratischer und transparenter Prozesse.

2. Bildung und digitaler Kapitalismus

Bezogen auf Bildungskontexte wird deutlich, dass digital-kapitalistische Wirkungsweisen sich auf verschiedenen Ebenen einschreiben.: So prägen digital-kapitalistische Akteur:innen und Logiken mit zunehmender Vehemenz und Durchschlagskraft auch den Bildungsbereich.

Akteur:innen im deutschen Bildungssystem wird vorgeworfen, sich im Vergleich zu anderen Ländern zu spät und unzureichend mit Fragen der Digitalisierung befasst zu haben. Die private digitale Bildungsindustrie nutzt diese Situation, um nicht nur mit Digitaltechnologien, also Geräte, Programme und Plattformen, Einfluss zu nehmen, sondern auch mit dem massiven Einwirken auf bildungspolitische Entscheidungsträger:innen sowie auf curriculare Entwicklungen. Dies führte dazu, dass Privatisierung und Kommerzialisierung der sogenannten „digitalen Bildung“ im öffentlichen Bildungswesen inzwischen weit fortgeschritten sind. Größere Teile der Bildungspolitik unterstützen den Vormarsch der IT-Industrie im Bildungssystem und treiben diesen mit passförmigen Leitlinien und Förderprogrammen aktiv voran.

2.1 Begriffe, Subjekte und Ziele von Bildung

Bildung wird von digital-kapitalistischen Akteur:innen und Logiken zunehmend auf ein operationalisier-, mess- und steuerbares Konzept anwendungsorientierten Wissens verkürzt und mit einem psychologischen Verständnis von Lernen gleichgesetzt. Mit am deutlichsten offenbart sich dies in den Diskussionen um „digitale Bildung“: Der Begriff setzt einen dezidierten Schwerpunkt auf technisches Anwendungswissen und reduziert Formen der Selbstbildung auf ein instrumentell-funktionales Verständnis dieses Wissens. Lernenden Subjekten wird dabei einerseits ebenenübergreifend Fähigkeit und Bereitschaft zugesprochen, Verantwortung für das eigene Handeln und Leben zu haben und zu übernehmen (digitale Souveränität). Andererseits manifestiert sich etwa in curricularen Bildungszielen, aber auch in zahlreichen digitalen Technologien in Bildung und Alltag die Aufforderung zu einer zu bewältigenden Anpassungsleistung an gegenwärtige gesellschaftliche Verhältnisse, wodurch wiederum Verantwortung entzogen wird. Orientierungswissen, medienkritische Reflexionen, Formen des kreativ-ästhetischen Ausdrucks sowie die soziale, technische und politische Gestaltbarkeit dieser Verhältnisse rücken demgegenüber in den Hintergrund. Die weitgehende Reduktion von (digitaler) Bildung auf digitalisierungsbezogene Kompetenzen geht mit einer Absage an ein umfassendes Verständnis von Bildung und Medienbildung einher, welches eine Persönlichkeitsbildung im Kontext gemeinschaftlicher und sozial-kommunikativer Bildungs- und Lernprozesse anstrebt. Beiläufig genannte Leitziele wie Kritik, Reflexivität, Selbstbestimmung und soziale Verantwortlichkeit werden anhand der instrumentellen Verkürzungen letztlich wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Bildung für alleverkommt zu einem neoliberalen Slogan.

2.2 Bildungspolitische Programmatiken

Bildungspolitische Programmatiken und Entscheidungen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass politische Entscheider:innen die unter 2.1 kritisierten Deutungsweisen und Instrumentalisierungen von Bildungoffensiv vorantreiben. Durch die Wahl von Begriffen oder Buzzwords, von Expertisen und Modellen, von Bezugstheorien und -disziplinen werden solche Deutungsweisen auf allen Ebenen des Bildungssystems dominant in Stellung gebracht. Dies betrifft z.B. Steuerungsentscheidungen, Bildungsberatung, Kompetenzfestlegungen und Bildungsmaterialien. Diese Bereiche werden seit geraumer Zeit systematisch für Angebote der EdTech-Industrie und wirtschaftsnaher Organisationen und Stiftungen geöffnet. Es geht vor allem um eine Überbetonung informatischer Inhalte. Eine umfassende Medienbildung und eine Kritik an bestehenden Macht- und Herrschaftsverhältnissen werden an den Rand curricularer Rahmenpapiere gedrängt.

So sind auch im Bildungsbereich ein konsequenter Datenschutz und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu gewährleisten. Es ist nicht akzeptabel, dass durch die Verarbeitung von personenbezogenen Daten durch offene und versteckte Werbung für kommerzielle Anbieter:innen und durch die Nutzung bestimmter Software Profitlogiken kapitalistischen Wirtschaftens unterstützt werden. Notwendig ist eine klare Abgrenzung von Bestrebungen eines bildungsindustriellen Komplexes. Innerhalb enger Grenzen sind Kreativität, Diversität und Flexibilität in einem instrumentell verkürzten Bildungsverständnis als Wertschöpfungsfaktoren erwünscht. Die Vorstellung anderer Ziele und Strukturen von Bildung, Gesellschaft und Wirtschaft überschreiten jedoch den gewünschten Rahmen.

2.3 Didaktiken und (digitale) Bildungsmaterialien

Die Digitalität der Kultur wirft auf neue Weise die Frage nach didaktischen Prämissen für Bildungsangebote zur Vermittlung der Komplexität der digital-vernetzten Welt auf. Wie kann in institutionellen und informellen Bildungsangeboten ein Verständnis digital-kapitalistischer Strukturen eröffnet, über Alternativen nachgedacht und eine kritische Position gefördert werden? Zur Medienkritik gibt es eine Vielzahl medienpädagogischer Vorschläge, die durch didaktische Überlegungen z.B. aus dem Bereich einer politischen und kulturellen Bildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Naturwissenschaftsdidaktik, Wirtschaftspädagogik, informatische Bildung erweitert werden. Im Zentrum steht dabei insbesondere die Anforderung, eine medienkritische Position mit Blick auf digital-kapitalistische Strukturen zu entwickeln und gleichzeitig eine – subversive, kreative – Teilhabe an medialen Gemeinschaften zu ermöglichen.

Digitale Infrastrukturen sind nicht nur Arbeitsplätze und Werkzeuge für Bildung und Lernen. Die Architektur und das Design von Hard- und Software prägen informelle und institutionelle Bildungsräume und die Zusammenarbeit aller Akteur:innen. Sie implizieren didaktische Setzungen, etwa in den Bereichen Wissen (durch Speicherlogiken, automatisierte Designvorschläge u.v.m.), Zeit (Rhythmisierung durch Zeitlimits, Zeitmessungen u.v.m.) und Raum (etwa im Spannungsfeld von Mobilität und Ubiquität digitaler Medien). Dies nimmt Einfluss auf die Gestaltung der kleinsten pädagogischen Einheit: des Verhältnisses von Lehrenden und Lernenden in Hochschule, Schule und außerschulischen Bildungseinrichtungen. Die nur teilweise selbstbestimmte Wahl einer bestimmten Infrastruktur und bestimmter Bildungsmaterialien legt die Stoßrichtung von Bildungsangeboten fest und limitiert die Ausgestaltung einer pädagogischen Beziehung.

2.4 Digitale Infrastrukturen in der Bildung

Innerhalb des Diskurses um eine Digitalisierung von Bildung‘ liegt der Fokus häufig auf Ausstattungsfragen statt auf pädagogischen Aspekten. Im Sinne eines umfassenden Verständnisses von Bildung und Medienbildung geht es jedoch in erster Linie um Lern- und Bildungsprozesse in, über, mit und durch (digitale/n) Medien sowie um das kreative Zusammenspiel von vielfältigen Ausdrucks- und Darstellungsformen. Fragt man nach Medien, die das Erreichen von Lern- und Bildungszielen unterstützen können, sollten alle Medienformen in Betracht gezogen und nach ihrem pädagogisch-didaktischen Gehalt eingeschätzt werden. Auch digitale Medien werden im Hinblick auf ihre didaktischen Möglichkeiten beurteilt und entweder gezielt eingesetzt oder ein adäquateres unterstützendes Medium gewählt. In konsequenter Umsetzung fördert dies eine Differenzierung und Heterogenisierung von Medien-/Didaktiken, Medienbildungsangeboten und -ausstattungen, statt einer Standardisierung und Normierung Vorschub zu leisten, die häufig mit einer Engführung von IT-Anwendungen verbunden ist. Eine Konzentration auf wenige IT-Angebote – hard- und softwareseitig – widerspricht dem pädagogischen Selbstverständnis von ergebnisoffenen Bildungs- und Lernprozessen und interpersonalen Interaktionen.

3. Perspektiven & Forderungen

Für die Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus sind folgende Anliegen besonders wichtig:

  • Gesellschaftliche Bedingungen von Bildung und Digitalität: Die persönliche Entwicklung und das Zusammenleben der Menschen sind abhängig von der Ermöglichung und Begrenzung durch Lebensbedingungen. Bildung und Medienbildung können nicht unabhängig von technologischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen betrachtet werden.
  • Umfassender Begriff von Bildung: Notwendig ist ein Verständnis von Bildung und Medienbildung, dasüber eine Reduktion auf „digitalisierungsbezogene Kompetenzen“ und „digitale Bildung“ weit hinausgeht. Medienbildung sowie ein kritisch-reflexiver Umgang mit digitalen Bildungstechnologien lassen sich nicht auf Skills und Anwendungskompetenzen reduzieren. Es braucht eine differenzierte Sicht auf Chancen und Problemfelder von digitalen Technologien in der Bildung. Der Ausbau einer Vermessung von Bildung ist kein Konsens!
  • Bildungsziele: Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind darin zu unterstützen, Medien aktiv, reflektiert und selbstbewusstzu nutzen. Hierzu gehört auch die Thematisierung normativer Fragen (u.a. Grund- und Menschenrechte, Menschen- und Gesellschaftsbilder, ethische Reflexionen, Macht- und Herrschaftskritik) sowie die Förderung demokratischer und partizipativer Denk- und Handlungsweisen. Die Zielperspektive von Bildung ist also in der Relation einer Persönlichkeitsbildung mit einer gemeinwohlorientierten gesellschaftlichen Bildung in und mit Communities zu denken.
  • Gestaltungskraft,Ambivalenzen und inklusive Perspektiven von Bildung: Gestalterische Potenziale insbesondere digitaler Medien sind für eine lebensweltnahe Bildung und eine anschauliche Daten- und Medienkritik zu nutzen. Dies umfasst die Thematisierung von Spannungsfeldern, Widersprüchen und Dilemma-Situationen in der Nutzung von (digitalen) Medien. Ebenso wichtig ist die Förderung einer inklusiven und zielgruppensensiblen Bildung, gerade für Menschen aus bildungsbenachteiligenden Verhältnissen.
  • Institutionalisierung von Medienbildung:Eine Grundbildung Medien für alle pädagogischen Fachkräfte ist in der Aus-, Fort- und Weiterbildung zu verankern. Eine solche Grundbildung Medien fördert nicht nur digitalisierungsbezogene Kompetenzen, sondern orientiert sich an einem umfassenden Verständnis von Medienbildung. Bereits vorhandene Erfahrungen und Modelle einer Grundbildung Medien sind auszuwerten und allen Interessierten zugänglich zu machen. Bildungs- und Wissenschaftsministerien sowie Hochschulen haben entsprechende Personal- und Sachmittel für eine Grundbildung Medien und auch für vertiefende, medienbezogene (Wahlpflicht-)Studiengänge dauerhaft zur Verfügung zu stellen.
  • Offene Infrastrukturen für Bildung: Alle Bildungsbereiche benötigen gemeinwohlorientierte digitale Infrastrukturen und Plattformen, die unabhängig von kommerziellen Konzernen und IT-Firmen sind. Es geht um die Entwicklung und den Ausbau von Alternativen zu herstellergebundener, interoperabler und nachhaltiger Software;es geht um die Förderung von Freier und Open Source Software (FOSS), von frei lizenzierten Bildungsmaterialien (OER) und um die Umsetzung weitreichenden Schrankenregelungen im Urheberrecht für Bildungszwecke; es geht insgesamt um staatlich geförderte, demokratisch kontrollierte digitale Infrastrukturen, die z.B. Rückkanäle für Datentracking ausschließen und somit Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung möglichst umfassend, technisch stabil und nutzungsfreundlich ermöglichen.
  • Wider Kapitalinteressen in der Bildung: Die Rolle und der wachsende Einfluss der IT-Wirtschaft im Bildungsbereich sind kritisch zu reflektieren und transparent zu machen. Werbung für kommerzielle Produkte gehört nicht in öffentliche Bildungseinrichtungen. Notwendig ist eine verbesserte Qualitätssicherung von Bildungsmedien und -materialien unter Einbeziehung verschiedener Akteur:innen, darunter auch Initiativen und Organisationen im Bereich freies/offenes Wissen.
  • Bildung für gesellschaftliche Alternativen: Fragen nach Alternativen zu (digital-)kapitalistischen Formationen sind verstärkt zum Thema von Bildungsprozessen zu machen, z.B. in Form von Zukunftswerkstätten. Hierzu gehören Kooperationen mit kritischen Tech-Initiativen, gemeinwohlorientierten IT-Firmen und weiteren Organisationen, z.B. im Bereich der nachhaltigen Bildung und der ökonomischen Bildung. Hierzu bedarf es zugleich gesellschafts- und wirtschaftspolitisch der Stärkung alternativer, gemeinwohlorientierter Wirtschaftsstrukturen jenseits einer Konzentration auf Profite.

 

Die Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus ist an einer breiten Kooperation mit anderen Initiativen, Organisationen und Netzwerken interessiert, um gemeinsame Schnittmengen zu finden und auf dieser Grundlage gemeinsam in bildungs-, medien-, wissenschafts- und professionspolitischen Öffentlichkeiten auf diese wichtigen Anliegen und Ziele aufmerksam zu machen.

Das Positionspapier wurde von einer Arbeitsgruppe erstellt, von allen Mitgliedern der Initiative verabschiedet und am 22. Mai 2023 veröffentlicht.

 

[1] Der folgende Text bezieht sich auf diverse Analysen und Aussagen, die Mitglieder der Initiative und weitere Autor:innen bereits in Publikationen machten. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die Webseite der Initiative: https://bildung-und-digitaler-kapitalismus.de/.

 

 

 

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.
Zitationsvorschlag: Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus (Mai 2023): Bildung und digitaler Kapitalismus – ein Positionspapier, veröffentlicht unter einer CC BY 4.0 Lizenz auf https://bildung-und-digitaler-kapitalismus.de/positionspapier/

Initiative Bildung und digitaler Kapitalismus